Der Sternhimmel im Mai

Die Sonne
Die Auf- und Untergangszeiten, angegeben – wie alle Zeiten in diesem Artikel – in Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ):
1. Mai 5.56 Uhr, 20.39 Uhr
10. Mai 5.41 Uhr, 20.52 Uhr
20. Mai 5.27 Uhr, 21.06 Uhr
31. Mai 5.17 Uhr, 21.20 Uhr.
Der Mond
Am 4. Mai rundet sich die Mondsichel zum zunehmenden Halbmond (Phase des ersten Viertels) im Sternbild „Krebs“. Eine Woche später strahlt er am 12. als Vollmond in der „Waage“. Während die beleuchtete Mondoberfläche nun wieder weniger wird, wandert unser Erdbegleiter am 20. als abnehmender Halbmond (Phase des letzten Viertels) durch den „Steinbock“. In der Neumondnacht des 27. verschwindet die immer schmaler werdende Mondsichel vom Himmel. Sie kehrt an den folgenden Abenden wieder an das westliche Firmament zurück. Dabei hat die Krümmung der Sichel die Seite gewechselt.
Die Planeten
Der sonnennächste Planet Merkur bleibt im Mai unsichtbar.
Die Venus, unser Nachbarplanet innerhalb der Erdbahn, strahlt als Morgenstern immer noch außerordentlich hell in den „Fischen“. Sie geht am Monatsersten um 4.33 Uhr auf, am Monatsletzten schon um 3.38 Uhr.
Mars, unser Nachbarplanet außerhalb der Erdbahn, wechselt am 26. Mai vom „Krebs“ in den „Löwen“. Er bewegt sich auf Regulus zu, den Hauptstern des „Löwen“. Beide Himmelskörper sind fast gleich hell, Mars schimmert jedoch orangefarben. Am 1. taucht Mars um 3.09 Uhr unter den Horizont, am 31. schon um 1.43 Uhr. In der Nacht vom 3. auf den 4. besucht der zunehmende Halbmond den Roten Planeten. Um 2 Uhr sind sie nur noch zwei Vollmonddurchmesser voneinander entfernt.
Jupiter, mit elf Erddurchmessern der größte Planet im Sonnensystem, verabschiedet sich vom Abendhimmel. Das hellste Himmelsobjekt am Nachthimmel nach dem Mond und der Venus steht im „Stier“. Von seinen 95 Monden sind die vier größten bereits in einem Fernglas zu sehen. Jupiter geht am Monatsersten um 0.09 Uhr unter, am Monatsletzten bereits um 22.40 Uhr.
Saturn, der entfernteste mit bloßem Auge sichtbare Planet unseres Sonnensystems, kehrt ab der Monatsmitte an den frühen Morgenhimmel zurück. Am 15. Mai geht er um 3.55 Uhr auf, am 31. schon um 2.55 Uhr. Der Hüter der schönsten Ringe des Sonnensystems steht in den „Fischen“.
Die Fixsterne
Am Frühlingsnachthimmel setzt sich eine bekannte Figur aus den hellsten Sternen dreier Sternbilder zusammen: das Frühlingsdreieck. Die Sterne sind Arktur im „Bärenhüter“ (auch „Bootes“, sprich „Bo-otes“, genannt), Spica in der „Jungfrau“ und Regulus im „Löwen“. Sie gehören zu den 15 hellsten Sternen, die man in Deutschland sehen kann. Der orangefarbene Arktur sitzt am spitzen Ende des Sternbilds „Bärenhüter“, das an einen Papierdrachen erinnert. Spica und Regulus liegen nahe der Ekliptik, der auf der Sternkarte eingezeichneten Linie, auf welcher sich die Sonne und alle Planeten über das Firmament bewegen.
Weiter östlich der „Jungfrau“ finden wir neben der „Waage“ die ausgedehnten Sternbilder „Schlangenträger“ und „Schlange“. Diese beiden Sternbilder zusammenzusuchen gleicht einem Puzzlespiel, da sie aus meist lichtschwachen Sternen bestehen. Das Besondere an der „Schlange“: Sie ist das einzige zweigeteilte Sternbild am Nachthimmel.
Nördlich davon steht „Herkules“, der antike Arnold Schwarzenegger. Mindestens drei seiner zwölf legendären Heldentaten sind auf der Sternkarte verewigt: Er erwürgte den unverwundbaren „Löwen“, erschlug den „Drachen“ und tötete die neunköpfige „Wasserschlange“. Dabei zertrampelte er den frechen „Krebs“, welcher der Wasserschlange zu Hilfe gekommen war. An der westlichen Seite der „Sternen“-Brust des legendären Muskel-Helden ist mit dem Fernglas ein uraltes Objekt zu beobachten, dessen Alter auf 10 Milliarden Jahre bestimmt wurde: der Kugelsternhaufen M13, der aus Hunderttausenden von Sternen besteht. Sein Licht, das wir heute sehen, wurde vor 25.000 Jahren ausgesandt – lange bevor die Menschen begannen, die Geschichte des Herkules zu erzählen.
Fernglas-Astronomen finden westlich des Frühlingsdreiecks im „Krebs“ ein weiteres lohnendes Beobachtungsobjekt: den offenen Sternhaufen Praesepe (M44). In klaren Nächten fernab jeglicher Lichtquellen, wie man sie heute oft nur noch in den Bergen oder in südlichen Ländern findet, ist er sogar mit bloßem Auge zu erkennen. Es handelt sich um eine Ansammlung von rund 350 Sternen in einer Entfernung von 580 Lichtjahren – eine Strecke, für die ein 300 km/h schneller Sportwagen etwa zwei Milliarden Jahre bräuchte!
Überhaupt, die Sternkarte: Warum die Himmelsrichtungen Ost und West scheinbar vertauscht sind, ist rasch erklärt. Um mit ihr den Sternhimmel zu beobachten, hält man sie mit dem Bild nach unten über den Kopf und richtet sie nach den Himmelsrichtungen aus. Der Zenit, also der Himmelspunkt direkt über dem Kopf, entspricht dem Schnittpunkt der gedachten Nord-Süd- mit der Ost-West-Linie. Dort steht zu den angegebenen Zeiten Benetnasch, der äußerste Deichselstern des „Großen Wagens“, ein Teil des noch größeren Sternbilds „Großer Bär“.