Der Sternhimmel im Mai

Die Sonne

Die Auf- und Untergangszeiten, angegeben – wie alle Zeiten in diesem Artikel – in Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ):
 1. Mai 5.56 Uhr, 20.39 Uhr;
10. Mai 5.41 Uhr, 20.53 Uhr;
20. Mai 5.27 Uhr, 21.07 Uhr;
31. Mai 5.16 Uhr, 21.20 Uhr.

Der Mond

Unser Erdbegleiter steht am 1. Mai als abnehmender Halbmond (Phase des letzten Viertels) im Sternbild „Steinbock“. Die danach immer schmaler werdende Mondsichel verschwindet in der Neumondnacht des 8. vom Himmel. Sie kehrt in den folgenden Abenden wieder an das westliche Firmament zurück. Dabei hat die Krümmung der Sichel die Seite gewechselt. Am 15. rundet sich der Erdtrabant zum zunehmenden Halbmond (Phase des ersten Viertels) im „Löwen“ und strahlt eine Woche später, am 23., als Vollmond in der „Waage“. Danach nimmt seine Helligkeit wieder ab. Am 30. hat er sich wieder in den abnehmenden Halbmond (Phase des letzten Viertels) verwandelt, der im „Wassermann“ eingetroffen ist.

Die Planeten

Der sonnennächste Planet Merkur und die Venus, unser Nachbarplanet innerhalb der Erdbahn, sind im Mai unsichtbar.

Mars, unser Nachbarplanet außerhalb der Erdbahn, kommt im letzten Monatsdrittel wieder zum Vorschein. Ab dem 20. Mai taucht er frühmorgens gegen 3.58 Uhr tief über dem Osthorizont auf. Zu dieser Zeit setzt gerade die Morgendämmerung ein. Um 4.40 Uhr verblasst er bereits im immer heller werdenden Licht der Sonne. Am Monatsletzten verfrüht sich sein Aufgang auf 3.30 Uhr. Der Mars wandert am 9. von den „Fischen“ in den „Walfisch“ und wechselt am 13. wieder in die „Fische“ zurück.

Jupiter, mit elf Erddurchmessern der größte Planet im Sonnensystem, ist hinter der Sonne angelangt und im Mai nicht zu beobachten.

Saturn ist fast doppelt so weit von der Erde entfernt wie Jupiter. Am 1. Mai taucht er um 4.25 Uhr über dem Osthorizont auf, am 31. schon um 2.31 Uhr. Er wandert als der entfernteste mit bloßem Auge sichtbare Planet unseres Sonnensystems durch den „Wassermann“. Der mit neun Erddurchmessern zweitgrößte Planet im Sonnensystem ist in dieser Sternregion leicht zu erkennen, da sie aus nur lichtschwachen Sternen besteht.

Schon in einem kleinen Teleskop ab etwa 30-facher Vergrößerung ist Saturns Ringsystem zu sehen. Es zeigt sich uns im Mai um etwa 2,7° zugeneigt.

Die Fixsterne

Eine bekannte Figur am Frühlingsnachthimmel setzt sich aus den hellsten Sternen dreier Sternbilder zusammen: das Frühlingsdreieck. Die Sterne sind Arktur im „Bärenhüter“, Spica in der „Jungfrau“ und Regulus im „Löwen“. Sie gehören zu den 15 hellsten Sternen, die in Deutschland zu sehen sind. Der orangefarbene Arktur sitzt am spitzen Ende des Sternbilds „Bärenhüter“, das an einen Papierdrachen erinnert. Spica und Regulus liegen in der Nähe der Ekliptik, der auf der Sternkarte eingezeichneten Linie, auf welcher sich die Sonne und alle Planeten am Firmament bewegen.

Weiter östlich der „Jungfrau“ finden wir neben der „Waage“ die großflächigen Sternbilder „Schlangenträger“ und „Schlange“. Diese beiden Sternbilder zusammenzusuchen gleicht einem Puzzlespiel, da sie aus meist lichtschwachen Sternen bestehen. Die „Schlange“ ist übrigens das einzige zweigeteilte Sternbild am Nachthimmel.

Nördlich davon steht „Herkules“, der antike Arnold Schwarzenegger. Mindestens drei seiner zwölf legendären Heldentaten sind auf der Sternkarte verewigt: Er erwürgte den unverwundbaren „Löwen“, erschlug den „Drachen“ und tötete die neunköpfige „Wasserschlange“. Dabei zertrampelte er den frechen „Krebs“, welcher der Wasserschlange zu Hilfe gekommen war. An der westlichen Seite der „Sternen“-Brust des Hau-drauf-Helden ist mit dem Fernglas ein uraltes Objekt zu beobachten: der Kugelsternhaufen M13, der sich aus Hunderttausenden Sternen zusammensetzt. Das Licht, das wir heute von ihm sehen, wurde vor 22.200 Jahren ausgeschickt – lange bevor die Menschen begannen, die Geschichte des Herkules zu erzählen.

Fernglasastronomen finden westlich des Frühlingsdreiecks im „Krebs“ ein weiteres lohnendes Objekt: den offenen Sternhaufen Praesepe (M44). Bei klaren Nächten fernab jeglicher Lichtquellen, heute oft nur noch in den Bergen oder in südlichen Ländern möglich, ist er sogar mit bloßem Auge zu erkennen. Es handelt sich um eine Ansammlung von rund 350 Sternen in 580 Lichtjahren Entfernung — eine Strecke, für die ein 300 km/h schneller Sportwagen etwa zwei Milliarden Jahre bräuchte!

Überhaupt, die Sternkarte: Warum die Himmelsrichtungen Ost und West scheinbar vertauscht sind, ist rasch erklärt. Um mit ihr den Sternhimmel zu beobachten, hält man sie mit dem Bild nach unten über den Kopf und richtet sie nach den Himmelsrichtungen aus. Der Zenit, der Himmelspunkt direkt über dem Kopf, entspricht dem Schnittpunkt der gedachten Nord-Süd- mit der Ost-West-Linie. Dort steht zur angegebenen Zeit Benetnasch, der äußerste Deichselstern des „Großen Wagens“, der ein Teil des noch größeren Sternbilds „Großer Bär“ ist.